Mesjokke - die etwas andere Schokoladen Manufaktur!
Kreativ, experimentierfreudig und ein bisschen verrückt.
Treffen sich ein Arzt, ein Anthropologe, ein Koch und ein Kunsthistoriker in Utrecht… Zugegeben – was wie der Anfang von einem Witz klingt, war 2014 tatsächlich das Gründerteam von Mesjokke! Aus dem Niederländischen übersetzt, heißt „Mesjokke“ passenderweise so viel wie „durchgeknallt“ oder „verrückt“. Denn genauso hat es sich für die vier Freunde Luc, Per, Wouter und Jasper damals angefühlt, als sie sich zum Ziel setzten, „unfassbar leckere und faire bean-to-bar Schokolade“ herzustellen. Vorherige Erfahrungen in der Herstellung? Null! Aber das sollte sich schnell ändern!
Aber warum möchte Mesjokke einiges anders - besser - machen als die restliche Schokoladenbranche? Ein Augenöffner war Pers Forschung zum Thema „Fairer Kakao“ in Ghana. Dort stellte er fest, dass die Versprechen einer Fairtrade-Zertifizierung leider bei einem Großteil der Kakaofarmer*innen vor Ort gar nicht ankommen. Also entstand die Idee selbst bean-to-bar Schokolade herzustellen und dabei konsequent auf direkten Handel und transparente Lieferketten zu achten.
Mittlerweile sind Per und Luc die Chef Craft Chocolate Makers bei Mesjokke und neben wechselnden saisonalen Sorten gibt es aktuell vier Single Origin Schokoladen in ihrem Sortiment. Besonders die Swingin Sunrise mit Kakaobohnen der Kooperative Kokoa Kamili aus Tansania hat es uns vom Fleck weg angetan! Gern berichten wir euch ein wenig mehr von unserem Besuch im Sommer 2021 in Utrecht. Behind the beans bei Mesjokke…
Key Facts: Mesjokke
Luc Janssens & Per Vonk
Ort: Utrecht I Niederlande
Seit: 2014
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Bei eurem Namen „Mesjokke“ werden Kindheitserinnerungen wach. Wir denken an ein fröhliches Mädchen mit roten Zöpfen in Schweden – und sie macht sich die Welt, widdewidde wie sie ihr gefällt! Mutig legt sie sich im Taka-Tuka-Land mit Piraten an… Erzählt doch mal, wie seid ihr auf den Namen Mesjokke gekommen.
Witzigerweise ist unser Name gar nicht an Messerjocke aus Pipi Langstrumpf angelehnt. Mesjokke stammt viel mehr vom jiddischen Wort „meshugeneh”, was so viel heißt wie „verrückt“ oder „durchgedreht“. Denn es hat sich schon ziemlich verrückt angefühlt, als wir 2014 unser eigenes Schokoladen Startup gegründet haben – und zwar als Arzt, Anthropologe, Koch und Kunsthistoriker ohne jegliche Erfahrung mit der Herstellung von Schokolade! Wir wollten in der Branche unseren eigenen Weg finden und in der Hinsicht passt es schon ein wenig zu Pipi, die sich ja auch die Welt macht, wie sie ihr gefällt.
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Die Mesjokke Verpackungen strahlen ebenfalls die extra Portion an Einzigartigkeit aus und sind bis ins kleinste Detail durchdacht. Neben allen wichtigen Informationen zu den Kakaobohnen kann man eine wirklich besondere Beschreibung der Schokolade entdecken und das Design fällt natürlich auch direkt ins Auge. Welches Konzept verfolgt ihr bei der Verpackung?
Mit dem Verpackungsdesign wollten wir auf jeden Fall ins Auge springen und gleichzeitig sollte es immer genau das widerspiegeln, was in ihr steckt. Es sollte also genau zum Charakter der Schokolade passen. Das Design ist auf jeden Fall verspielt, aber genau das könnte ja nicht besser zu Schokolade passen: es ist ja auch ein fröhliches Produkt! Die Texte auf der Innenseite unserer Verpackungen sind teilweise aus Sicht der Schokolade selbst geschrieben, da nämlich all unsere Sorten in gewisser Weise eigenständige Charaktere für uns sind. Die farbliche Gestaltung der einzelnen Schokoladensorten startet übrigens als Kunstwerk auf einer Leinwand. Eine befreundete Künstlerin entwirft diese passend zu jeder Schokolade, nachdem wir ihr beschrieben haben, wie der Charakter der Schokoladensorte ist. Diese Kunstwerke werden dann digitalisiert und zu unseren einzigartigen Verpackungen.
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Die Reise von Mesjokke hat gewissermaßen in Ghana gestartet. Wie war euer Weg zur eigenen bean-to-bar Schokoladenherstellung? Per, vielleicht kannst du uns von deinem Projekt in Ghana und der Entwicklung seitdem berichten?
Ich habe in Ghana zum Thema „Fairer Kakao“ geforscht und Ziel war es herauszufinden, welche Auswirkungen die Fairtrade-Bewegung für die Kakaofarmer*innen in Ghana hat und welche Vorteile sie erfahren. Dabei habe ich herausgefunden, dass die Lieferkette – speziell im Bereich Fairtrade – viel komplexer ist als man denkt; mit sehr vielen Interessengruppen, die Einfluss ausüben möchten. Aus diesem Grund kommen die klassischen Fairtrade-Versprechen leider nicht bei einem Großteil der Farmer*innen an, die ihren Kakao an Fairtrade zertifizierte Unternehmen verkaufen.
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Was bedeutet das konkret?
Viele der Kakaofarmer*innen, mit denen ich gesprochen habe, wussten gar nicht, dass sie ihre Bohnen an ein Fairtrade zertifiziertes Unternehmen verkaufen. Geschweige denn welche Vorteile damit zusammenhängen und ob all diese Vorteile, die eine Fairtrade-Zertifizierung verspricht (und auf die wir uns als Konsument*innen oftmals verlassen), auch wirklich bei ihnen ankommen. Die Kakaofarmer*innen entscheiden sich also nicht bewusst für oder gegen ein Fairtrade zertifiziertes Unternehmen. Diese Erfahrungen waren für mich persönlich der Hauptgrund mit Mesjokke zu starten. Wir wollten einen Unterschied im Kakaohandel machen und versuchen so direkt wie möglich mit den Produzent*innen im Ursprung zu arbeiten. Heute haben wir bei Mesjokke die feste Regel, dass höchstens eine Partei zwischen den Kakaoproduzent*innen und uns stehen darf – und das auch nur um den Transport so effizient und ressourcenschonend wie möglich zu gestalten.
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Warum findet man eurer Meinung nach im bean-to-bar Bereich momentan (fast) keine Schokoladen mit Kakaobohnen aus Ghana?
Ghana ist der zweitgrößte Kakaoproduzent der Welt und baut hauptsächlich Forastero Kakao an. Diese Kakaosorte verspricht zwar hohe Erträge, aber ist dabei weniger aromatisch und hat geschmacklich eine geringere Qualität. Da in Ghana der Kakaopreis von der Regierung festgelegt wird, bietet man den Kakaofarmer*innen vor Ort leider keinerlei Anreiz, die Qualität zu verbessern. Denn egal ob die Bohnen von extrem guter oder extrem schlechter Qualität sind – der Preis bleibt der Gleiche.
Da wir bean-to-bar Hersteller*innen immer auf der Suche nach dem besten Kakao und komplexesten Aromen sind, denkt man aktuell nicht zuerst an Ghana und so wird der Kakao vornehmlich für industrielle Schokolade verwendet. Die gute Nachricht: Es tut sich momentan viel in Westafrika und mehr und mehr Unternehmen fangen an umzudenken. Und das sowohl in Ghana, Kamerun oder der Elfenbeinküste.
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Worauf achtet ihr beim Einkauf eurer Kakaobohnen?
Wenn wir Kakao einkaufen, brauchen wir immer volle Transparenz. Wir gehen in den direkten Austausch mit den Farmer*innen oder den Kooperativen, um mehr über die Aufbereitungsprozesse, aber auch die Geldflüsse zu erfahren. Denn nur so bekommen wir eine bessere Vorstellung davon, wie viel die Mitarbeiter*innen auf der Farm im Vergleich zum Durchschnittslohn der Region verdienen. Das ist unser Weg, um bestmöglich sicherzustellen, dass unsere Schokolade fair ist. Daneben spielt der Geschmack natürlich auch eine zentrale Rolle. Der muss uns einfach umhauen!
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Welche Vision verfolgt ihr mit Mesjokke?
Wir wollen abgefahren leckere und faire Schokolade machen!